Wilde Häschen...

und der Fuchs hält die Erinnerung in der Hand

anläßlich ihrer Ausstellung:
RIKI HAAS - "Wilde Häschen…und der Fuchs hält die Erinnerung in der Hand"
Malerei, Radierung und Collage
05.02. – 07.03.2010
Stadtgalerie Osnabrück, Große Gildewart

Die Themen Kindheit, Adoleszenz, Erwachsenwerden und Sexualität sind seit langem Bestandteil meines künstlerischen Prozesses. Sie werden verwoben in ein Sammelsurium von Erlebtem, Erinnerung und Fiktion.
Während des Vorgangs des Erinnerns und Stöberns durchlebe und belebe ich, wie eine Geschichtenerzählerin, Situationen und Eindrücke auf ganz andere Weise als sie in der Realität passiert sein könnten. Nie kann ich sagen wie objektiv eine Erinnerung ist, inwieweit sie von Fotos, von Erzählungen und von selbst erfundenen Zusammenhängen beeinflusst wurde. Da ich also auf meine selektierte Erinnerung zurückgreifen muss, mische ich die Karten einfach neu.
Mich interessiert insbesondere das Wechselspiel von Kindlichkeit und Groteske, Gewalt und Unschuld, Verniedlichung und Fremdheit, Projektion und Konvention.
Die Figuren bewegen sich mit einer merkwürdigen Starrheit in dschungelhaften, grell bunten Umgebungen oder verharren reglos in der Leere. Sie schweben im Raum, hängen, leicht luftig und gleichzeitig schwer, irgendwie staubig, trashig, stumpf, komisch, bedrückend und trotzdem niedlich, lieblich, süß und fröhlich, vielleicht sogar ein bisschen verrucht im Raum. Die Welt der Kuscheltiere wird zu ihrem realen Lebensraum. Sie werden von den Betrachterinnen wie in einem Zoo bei ihrer entblößten, eingezwängten "Affenparade" beobachtet. Die Zurückgezogenheit der Figuren hat zur Folge, dass die betrachtende Person ihre eigenen Geschichten in sie projiziert.
Inspiration für meine Abschlussprüfung an der Universität Osnabrück war ein Kinderreim von Friedrich Wilhelm Güll "Wenn das Kind nicht schlafen will", der in seiner monotonen Wiederholung mit einem einhämmernden Rhythmus zum schlafen zwingen soll. Gerade in diesem Kinderreim steckt hinter dem Spiel eine pädagogische Härte, die mich beschäftigte. Kindheit ist nicht immer nur süß, einfach oder nur phantasievoll. Und Erwachsene schlagen sich mit Ängsten herum, pflegen Phantasien und bleiben gerne der Kindheit als romantische Idealzeit verhaftet.
Dieser Bezug zur Idealisierung von Romantik findet sich auch wieder in meinen Malereien, Collagen und Radierungen. Bilder aus Kinderbüchern, Comics, Tanzparaden und dem Zirkus ergeben mit dem Gesammelten eigener Erlebnisse das Ausgangsmaterial meiner Arbeiten. Ich habe durch die beruflichen Tätigkeiten meiner Eltern länger in verschiedenen Ländern in Südamerika und Afrika gelebt. Die Reisen mit ihren vielen Eindrücken und Zeit- bzw. Realitätsverschiebungen, die bis heute andauern und weiter gehen, prägen meine Arbeit sicherlich ebenfalls. - Riki Haas, 2009

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