Sehnsucht in städtischer Tristesse

Von Gabriele Grund in der Neue Osnabrücker Zeitung vom 6.3.2011

 

Ankum. Anders als die vorangegangenen Eröffnungen der Ausstellungsreihe „Kunst im Weg“, die seit zwei Jahren im Marienhospital stattfindet, verlief die „7. Zeigung“. Das Publikum hatte die Qual der Bildauswahl. Bei zwei Bildsequenzen der Osnabrücker Künstlerin Susanne Heitmann, die dem Publikum vorgestellte wurden, fiel die Wahl auf Bilder mit großer Aussagekraft.

 

Dass einige Firmkatechetinnen mit ihren Firmlingen dabei waren, freute Edmund Zeidler, der die Gäste begrüßte, ganz besonders. Ohne Worte und auf die Reaktion des Publikums gespannt, enthüllte die ausstellende Künstlerin des Abends, Susanne Heitmann, die erste Sequenz ihrer Bildreihen. Die bei früheren Zeigungen sofort einsetzenden gehaltvollen Diskussionen ließen dieses Mal jedoch auf sich warten. War es die Aussage des dreiteiligen Zyklus, der da zu sehen war? Oder war es einfach nur die Erwartung der weiteren Werke, die die verhaltene Reaktion der Kunstfreunde hervorrief? Interpretationsversuche von Bedrohlichkeit über unbeschwerte Urlaubsfreude bis hin zu der Sichtweise eines Lebens- oder Tagesablaufes lasen die Gäste aus den Kunstwerken.

 

Entstanden war die Idee zu den Bildern in der Normandie. Aus eigentlich fünf Motiven, so Heitmann, bestehe diese Bildreihe, die eine Beschreibung der Lebensphase darstelle. "Erst einmal sacken lassen", meinte Edmund Zeidler und bat seine musikalische Stammbesetzung der Kreismusikschule, Stephan und Matz, an die Instrumente. Mit ihren Saxofonstücken begleiteten sie die Ausstellung.

 

Sofort geweckt wurde das Interpretationsinteresse bei den beiden weiteren Werken, die Heitmann mit nach Ankum gebracht hatte. Inspiriert und tief beeindruckt war die Künstlerin von einer Reise, die sie im vergangenen Jahr mit dem Caritasverband in den Kaukasus führte. Die Eindrücke von Armut auf dem Lande, aber auch von städtischer Tristesse, die sie dort mit der Kamera festgehalten hatte, verarbeitete sie in 20 Gemälden. Zwei dieser Werke zogen die Besucher im Marienhospital spontan in ihren Bann. Die Bilder eines gesichtslosen Kindes am Scheideweg zwischen Kindheit und dem Ausbruchsversuch aus der grauen städtischen Gleichgültigkeit sowie eines jugendlichen Fußballspielers, ebenfalls in tristen Stadtmauern gefangen, entfachten eine lebhafte Diskussion. Auf elementare Details der skizzierten Menschen hatte Heitmann bewusst verzichtet. Bei einer Abstimmung machten die kaukasischen Bilder das Rennen und sind im Flur der Cafeteria im Marienhospital noch bis zum 30. Juni zu bewundern.

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