Momente – Im Strom der Zeit

im Bad Essener Schafstall

In der Neue Osnabrücker Zeitung vom 1.10.2009

 

"Ich beobachte die Bewegungen, ihren Ausdruck", so Susanne Heitmann, die bis zum 15. November im Schafstall in Bad Essen ausstellt. Schemenhaft, verschwommen, manchmal auch geheimnisvoll wirken die Figuren, deren Gegenständlichkeit sich durch Farbdichte und Struktur ausdrückt. Der Betrachter begegnet hier einem inneren Bild der Künstlerin Susanne Heitmann, die zurzeit ihre aktuelle Bildserie"Momente – Im Strom der Zeit" bis zum 15. November im Schafstall an der Bergstraße in Bad Essen ausstellt.

 

Im Namen des Kunst- und Museumskreises begrüßte Hiltrud von der Heyde die Malerin aus Osnabrück-Belm, den Pianisten Toni Schreiber, der für einen exzellenten musikalischen Rahmen sorgte, sowie Dr. Ortrun Niethammer, die in die Ausstellung einführte."Derzeit arbeitet Susanne Heitmann viel mit Grün: Grasgrün, Seegrasgrün, Hell-, Mittel-, Dunkel-, ganz dunkles Grün, Lodengrün, falbes Grün, das sich fast in Gelb auflöst, Neongrün und viele andere Grüntöne", erklärte die Literaturwissenschaftlerin. Jede Farbe mische sie solange, "bis es stimmt, also der adäquate Ton, ihr gedanklich-gefühlter Farbton für die Figur entstanden ist", erläuterte Ortrun Niethammer, die den Besuchern der Vernissage intensiv Werke aus Susanne Heitmanns Zyklen "Im Strom der Zeit" und "Philosophia" vorstellte: "Dem hier hängenden uns zugewandten Kind und dem im Eingangsflur platzierten älteren Mann, der von hinten zu sehen ist." Mit dem Kind seien biografische Anfänge markiert, also auch der eigentliche Beginn der Ausstellung, mit dem älteren Menschen das sichtbare Ende der Ausstellung.

 

"Die Malerei fand ich immer schon faszinierend, und ich wollte gerne auch etwas Künstlerisches machen", erzählt Susanne Heitmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Nachdem sie Agrarwissenschaften in Bonn studiert hatte, widmete sie sich erst im reiferen Alter dem Studium der Kunstpädagogik mit den Schwerpunkten Malerei, Druckgrafik und Literaturwissenschaft. Die "inneren" Bilder der gebürtigen Kölnerin entstehen meist aus genauen Beobachtungen der Menschen im Alltag. "Das sind Personen aus meinem engsten Umkreis – Kinder, Freunde – und wenn ich in einem Café oder einer Kneipe bin, setze ich mich immer so, dass ich ganze viele Leute sehe. Ich beobachte die Bewegungen, ihren Ausdruck und wie sie zueinander sind. Das spiegelt sich in meinen Bildern wider", verdeutlicht die Künstlerin. Dazu gehöre auch ihr Archiv an Fotos, Studien, Skizzen, Abbildungen, "daraus schöpfe ich."

 

Warum widmet sich Susanne Heitmann der Zeit, der Vergänglichkeit, dem Verfall? "Das finde ich unwahrscheinlich spannend, in einer Zweidimensionalität eine Dreidimensionalität einzufangen. Das bewegt mich immer wieder, dass verschiedene Gesten, Figuren oder seelische Ausdrücke in einem bestimmen Zeitablauf sich auch verändern." Besondere Inspirationen würden ihr römische Hauswände bieten, "wo immer Schicht auf Schicht draufgemalt wurde, die jetzt abblättern. Diese Vergänglichkeit ist auch ein Zeitzeichen: der alte Mann geht schattenhaft in die Hauswand rein, löst sich auf in der Struktur. Das Kind aber kommt ebenfalls schattenhaft heraus", weist Susanne Heitmann auf ihr Werk "Im Strom der Zeit I" (2008).

 

Anfangs habe sie viele Bewegungen gemalt, aber "die Figuren werden jetzt etwas stiller, sitzen teilweise, oder ich halte nur einen Ausschnitt fest", bemerkt die Malerin, die in Öl arbeitet, die Pigmente selbst anmischt, sodass sie die Konsistenz frei wählen kann. Strukturen erzeuge sie durch Farbe, die sie jedoch sehr dünn in Schichten aufträgt.

 

Zur Ausstellung im Schafstall, die dienstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden kann, gehören weiter Arbeiten wie "Aufbruch", "Aus dem Dunkel I, II, III" oder "Freunde" und verschiedene Porträts.

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