"Bewegte Portraitbilder und Schönbildschauer I" - Kai Fobbe
Ausstellung vom 10.5.2006 bis 31.5.2006
outstanding-post des European Media Art Festival 2006 // Smart Art
Begleitend zum EMAF - European Media Art Festival 2006 // Smart Art zeigen wir, als outstanding-post, in der GALERIE schwarz | weiss die Ausstellung "Bewegte Portraitbilder" und "Schönbildschauer I" des Wuppertaler Künstlers Kai Fobbe.
In der Ausstellung vom 10.5.2006 bis 31.5.2006 in der GALERIE schwarz | weiss zeigen wir Video-Installationen mit denen der Künstler Kai Fobbe die "übliche Sehgewohnheit" des Betrachters auf die Probe stellt.
In den Installationen der Reihe "Bewegte Portraitbilder" verwirren minimale Bewegungen und erschweren dem Betrachter das fixieren eines festen Punktes im Bild.
Ganz anders geht Kai Fobbe mit den "Schönbildschauer I" – Bildern vor. Wahrscheinlich kennt noch jeder die Kaleidoskope aus den Kindertagen. Kai Fobbe "zerschneitet" die Bildmotive und setzt sie nach Art der Kaleidoskope wieder zusammen, sodass das ursprüngliche Bildmotiv durch diese Verzerrungen für den Betrachter nicht oder nur sehr schwer zu erkennen ist. Diese Arbeitsweise ermöglicht es Kai Fobbe Bilder von ihrem Informationsinhalt zu trennen und in ein "schönes Bild" zu transformieren.
Subtile Dynamik - sanfte Schocks
Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 12.5.2006
Dieses Jahr kooperiert das European Media Art Festival verstärkt mit Kunstgalerien der Stadt. Eine Außenstation des Festivals ist die GALERIE schwarz | weiss, die Installationen des Wuppertaler Medienkünstlers Kai Fobbe präsentiert.
Der schnelle Blick in den Ausstellungsraum zeigt Kaleidoskopbilder auf fünf Monitoren hier, über Bildschirme wackelnde Porträts auf der anderen Seite. Wer denkt, mit diesen Informationen ausreichend über die Werke Kai Fobbes aufgeklärt zu sein, irrt. Seine Installationen erfordern Zeit, Muße und genaues Hinsehen, um deren Details und Hintergründe zu erschließen.
Blinzelt die Frau dort auf dem Monitor gar nicht? Oder schließt sie die Augen just in dem Moment, in dem man es selbst reflexartig tut? Hat das Mädchen hier den Mund bewegt? War die Nase des Mannes gerade nicht deutlicher zu sehen gewesen? Fobbes "Bewegte Portraitbilder" sind verschlüsselte Rätsel, die den Betrachter auffordern, Fragen zu stellen: Sind es abgefilmte Fotos, die leicht wackelnd gezeigt werden? Sind es Filmsequenzen, die der Künstler uns vorsetzt? Sollten sie gefilmt sein, müssten die Modelle lange bewegungslos vor der Kamera gesessen haben. Und irgendwann hätten sie geblinzelt. Doch das tun sie nicht.
Ein technischer Trick? Richtig, Fobbe schnitt eine passende Sequenz zwischen zwei Augenaufschlägen aus seinen Filmaufnahmen, vervielfältigte diese und schnitt sie endlos hintereinander. So wirken die Porträtierten extrem statisch. Nur kleine Bewegungen, etwa einzelne, im Wind wehende Haare, sind zu entdecken. Subtile Dynamik verleiht Fobbe den Bildern, indem er sie minimal in Bewegung setzt. Sie werden zu Wackelbildern. Die stark überblendet aufgenommenen "Kinder bei Nacht" wirken mit ihren große Pupillen und grünen Antlitzen wie Aliens, derweil die Tänzerin Olimpia Scardi den Betrachter stoisch fixiert.
So wie hier Sehgewohnheiten aufgebrochen werden, wird dem Besucher bei der Installation "Schönbildschauer I" die Illusion vermittelt, reizvolle Kaleidoskopbilder zu sehen, die zu kontemplativer Betrachtung auffordern. Wer jedoch in der Lage ist, die Bilder zu entschlüsseln, die Fobbe als Ausgangsmaterial für seine Mandala-artigen Sequenzen nutzte, wird geschockt sein. Bei präziser Betrachtung ist das Auge in der Lage, Menschen zu entdecken: Kai Fobbe verarbeitete Fernsehberichte über Helfer, die nach der Flutkatastrophe in Südostasien Leichen bergen - Tsunami-Opfer, technisch-medial seziert zu "Schönbildern". So verabreicht Kai Fobbe sanfte Schocks.